Es dauerte Jahre, bis sich ein deutscher Verleih dazu herabließ, David Mamets fantastischen Thriller
Spartan
auf das hiesige Publikum los zu lassen. Leider war dem Film keine Premiere im Lichtspielhaus vergönnt und so fand er sich hierzulande irgendwann mitsamt einem generischen Cover in der Action & Thriller-Ecke eurer Lieblingsvideothek und/oder in der Grabbelkiste des örtlichen Elektronikfachmarkts wieder. War man vielleicht von den US-Einspielergebnissen enttäuscht
oder hat der deutsche Co-Produzent
ApolloMedia nur mal schnell
steuerpflichtige Gelder ins Ausland gekarrt ohne das Verlangen, uns den Film auch zu zeigen? Egal. Die
Blu-Ray Premiere dieses zu Unrecht missachteten Thrillers rechtfertigt einen kurzen Blick zurück auf Val Kilmers
finest hour seit dem
Die Insel des Dr. Moreau-Remake.
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US-Poster. Quelle: Warner |
Wie von Autor-Regiesseur Mamet (
Glengarry Glen Ross,
House of Games) nicht anders zu erwarten, präsentiert er uns auch in
Spartan in Sprechgesang vorgetragene, geschliffene Dialoge, die man im Kino immer seltener findet. Und welche Story erzählen uns diese? Kilmer spielt Special Agent Scott, den Mann fürs Grobe, der ein FBI-Team bei der Suche nach der
entführten Tochter eines hochrangigen (ähem,
sehr hochrangigen)
Staatsabgeordneten unterstützen soll. Ihm zur Seite steht der junge
Agent Curtis (Derek Luke) und ein Team aus Entführungs- und
Spionagespezialisten. Doch schon kurz nach Beginn der Jagd auf die
Übeltäter gerät Scotts Bild der Situation ins Wanken, Motive seiner
Mitspieler werden unklarer und die Unterscheidung zwischen Schwarz und
Weiß, Gut und Böse immer schwieriger.
Wenn sich das jetzt alles sehr schwammig und nach der Handlung eines jeden zweiten Politkrimis anhört, so ist das beabsichtigt.
Spartan beginnt auf narrativer Ebene überraschend konventionell. Mamet bedient sich fast schon stereotypischer Plotelemente neuerer Thriller wie
Das Schweigen der Lämmer (1991) und seines eigenen Films
Homicide
(1991). Nicht so sehr die Prämisse dieses Streifens ist aber
bemerkenswert als vielmehr die unkonventionellen, zwielichtigen
Charaktere und deren chiffrierte Lingo. Letztere ist anfangs überwiegend kryptisch und gibt Details des Plots nur langsam preis. Wer genau wurde entführt? Wer
will Nutzen aus der Entführung schlagen und wer weiß mehr als er vorgibt?
Ach ja, und wer genau ist dieser einsame Wolf Scott eigentlich? Mamet
spielt mit der Ungewissheit des Zuschauers und überrascht immer wieder
mit neuen Fakten und Sprüngen in der Handlung, die einem wiederholt den
Atem rauben.
Perfide ist wohl das beste Wort, um sein Drehbuch zu
beschreiben und das Sehvergnügen am Film ist wohl überwiegend davon
abhängig, ob man auch an früheren, atmosphärisch ähnlichen Werken des Auteurs wie
State and Main (2000) und seinem preisgekrönten Drehbuch für
Glengarry Glen Ross (1992) Freude hatte. Mamet bleibt sich selbst treu und hat trotzdem mit
Spartan einen Thriller geschaffen, der seine sprachliche und inszenatorische Brillanz auch einem breiten Publikum zu vermitteln mag.
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Derek Luke und Val Kilmer. Quelle: Warner |
Nun ja, gemessen am finanziellen Erfolg war's wohl wieder ein Schlag ins Wasser für den Regisseur. Aber seit wann sagen denn Einspielergebnisse etwas über die Qualität eines Films aus?
Spartan ist ein intelligenter, brillant besetzter Actionthriller,
dessen kleine Brüche in der Logik von einem treibenden Soundtrack und
sorgsam komponierten Scope-Bildern problemlos überspielt werden. Die
Darsteller sind allesamt hervorragend. Bahnhofskino-Liebling Val Kilmer weiß als bärbeißiger Tough Guy wie gewohnt zu überzeugen, Luke vermittelt in seiner Rolle genau die richtige Balance zwischen Professionalität und Unsicherheit, um uns als
Identifikationsfigur in diesem Netz aus Intrigen zu dienen. William H.
Macy, ein Stammschauspieler im Mamet-Ensemble, ist gewohnt hervorragend und Ed O'Neill schüttelt als griesgrämiger
Abhörprofi Burch selbst letzte Spuren seiner Al Bundy-Ära ab.
Fazit: Good stuff. Angucken!