Posts mit dem Label Fritz Lang werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Fritz Lang werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 10. April 2020

Episode #344: Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (BRD 1960) & Daleks' Invasion Earth 2150 A.D. (GB 1966)

Zeit für zwei oft übersehene Klassiker des psychotronischen Kinos der 60er. Und ausgerechnet mit Fritz Langs letztem in Deutschland produzierten Film schlägt die Regielegende erstmals in unserem Podcast auf. Aber warum auch nicht? Über die Brillanz seiner früheren Werke wurde anderswo viel gesagt. Also wie verhält es sich mit der Zeitlosigkeit seines pulpigen Rückkehr zum kriminellen Genie, dem Lang einigen Wohlstand zu verdanken hat? Nach der Wiederbegegnung mit Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960) geht es zurück nach jolly good England, wo uns der gute Doctor Who mit auf eine Zeitreise in die Zukunft nimmt. Dass diese schwer unterhaltsam und zugleich schwer problembehaftet ist, behaupten wir einfach mal frech in unserem zweiten Filmschnack des Abends über Daleks' Invasion Earth 2150 A.D. (1966).

Unser erstes Doctor Who-Gespräch anno 2013 findet ihr im Archiv für Patreon- und Steady-Unterstützer*innen.

Timecodes:
  • 00:01:00 - 00:51:45 Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (Fritz Lang, 1960)
  • 00:51:45 - 01:43:10 (Ende) Invasion Earth 2150 A.D. (Gordon Flemyng, 1966)

Hört Bahnhofskino hier, bei iTunesSpotifyTuneInStitcherDeezer und überall, wo es etwas auf die Ohren gibt.

☢ Gefällt dir, was du hörst? Bahnhofskino ist ein zu 100 Prozent unabhängiges, werbefreies Podcastprojekt. Bitte unterstütze uns durch eine Patenschaft bei PatreonSteady oder eine Kaffeespende (keine Anmeldung nötig). Alle Möglichkeiten, uns unter die Arme zu greifen, findest du auf der Hilf mit!-Seite. ☢


Podcast abspielen:

Podcast Download: MabuseDaleks. mp3 (ca. 105 MB)

Sonntag, 23. Oktober 2005

Metropolis (D 1927) - Review [R2]

Mit Brigitte Helm, Alfred Abel, Gustav Fröhlich, Rudolf Klein-Rogge, Theodor Loos, Heinrich George u.a.
Musik: Gottfried Huppertz
Kamera: Karl Freund, Günther Rittau
Produktion: Ufa Berlin
Buch: Thea von Harbou
Regie: Fritz Lang


Fritz Langs legendäres Science Fiction-Epos aus dem Jahre 1927 hat bis heute nichts von seiner Kraft verloren und portraitiert eine Gesellschaft im Aufbruch ins industrielle Zeitalter ebenso sehr wie er prophetisch vor den Schrecken des Nationalsozialismus warnt.

Adolf Hitler benannte einst in maßloser Ignoranz Metropolis als seinen Lieblingsfilm, hatte aber offensichtlich die Kernaussage des Films verschlafen: Mittler zwischen Geist und Händen muss das Herz sein, oder auch: Lasse dich bei deinem Tun von Menschlichkeit und Liebe leiten. Inhaltlich ist Metropolis aufgrund seiner simplen humanistischen Botschaft weit weniger bahnbrechend als in seiner Visualisierung des alptraumhaften Molochs und der auf diesem ruhenden futuristischen Metropole. Tatsächlich folgt die Handlung des Films dem eher klassischen Muster des Kampfes von Gut gegen Böse. Das Kabinett des Doktor Caligari, Nosferatu, und auch Fritz Langs Dr. Mabuse: der Spieler waren insofern weitaus mutiger, als dass sie es wagten, die kriminellen und blutdürstigen Wahnsinnigen ins Zentrum des Geschehens zu rücken und dem Kinozuschauer einen strahlenden Helden (wie im Falle Metropolis der von Gustav Fröhlich dargestellte Freder) vorzuenthalten.

Wie bereits erwähnt sind es die visuellen Finessen, die Metropolis zu einem der stilprägendsten Werke im internationalen Kino werden ließen. Heute fällt es schwer, das Porträt der futuristischen Megacities in Blade Runner und Akira nicht mit Langs Meisterwerk zu assoziieren. Auch Brazils meilenweit in den Himmel ragende Wolkenkratzer und der darunter liegende Röhren- und Tunnelkomplex ist eindeutig von Metropolis geprägt. Die Idee, in künstlichen Gärten inmitten ein von Technik und Industrialisierung dominierten Umwelt Zuflucht zu suchen, zieht sich durch unzählige Science Fiction-Filme und –Serien. Und wer denkt nicht sofort an den besessenen Wissenschaftler Rotwang, wenn Dr. Seltsam in Stanley Kubricks gleichnamigen Film Gefahr läuft, sich in einem Anfall von Wahnsinn selbst zu erwürgen (schwarze Handschuhe inklusive)?

Trotz seiner majestätischen Bilder ist es unklar, wie viel von Fritz Langs ursprünglicher Vision heute noch erhalten ist. Enno Patalas’ informative Doku zur Entstehung des Films zeigt uns Aufnahmen vom Dreh, die wesentlich ambitioniertere Spezialeffekte erahnen lassen als die, welche wir tatsächlich zu sehen bekommen. Die von Budgetproblemen geplagte Produktion, Kürzungen des internationalen Verleihers Paramount, Fritz Langs spätere Flucht aus Deutschland und die mangelhafte Präservation des hochempfindlichen Originalnegativs machen die hier vorliegende Version des Films, trotz einer um 30 Minuten kürzeren Laufzeit im Vergleich zur 1927er Premierenfassung, zu einer filmrestauratorischen Meisterleistung.





Bild:
Transit Film präsentiert Metropolis - Deluxe Edition in der 2001 für die Berlinale restaurierten Fassung. Abgesehen von vereinzelten Sprüngen im Bild, die sich durch den Verlust weniger Einzelbilder erklären lassen, ist die hier vorliegende Version makellos. Selbst Szenen, die durch jahrelangen Zerfall beinahe als verloren galten, wurden hier Dank sensibel eingesetzter digitaler Manipulation in ihren Originalzustand zurückversetzt. Das Bild besitzt eine reiche Graupalette, welche die viel zu kontrastreich tiefschwarz/grellweißen Versionen früherer Tage weit hinter sich lässt. Die neu produzierten Texttafeln fügen sich angenehm in den Film ein.

Ton:
Der Film wird begleitet von der vom Rundfunkorchester Saarbrücken neu eingespielten Originalmusik Gottfried Huppertz’ in 5.1 Surround und Stereo. Beide Tonspuren klingen kristallklar und geben den Score ohne viel Surround-Schnickschnack wider.

Untertitel:
Untertitel stehen zur Verfügung in deutsch, englisch, französisch, spanisch und italienisch.

Extras:
Ein hervorragender Audiokommentar von Enno Patalas ist das bedeutendste Bonus Feature. Der Fall Metropolis beleuchtet in einer Dreiviertelstunde die Entstehungsgeschichte des Films und Martin Koerber präsentiert ein 10-minütiges Feature zur Restauration des Klassikers. Darüber hinaus gibt’s Biographien zu Stab und Besetzung und eine umfangreiche Photogallerie. Besonders lobend möchte ich die Tatsache erwähnen, dass das gesamte Bonusmaterial auch englisch synchronisiert bzw. untertitelt auf dem DVD-Set zu finden ist. Besonders cool für all diejenigen, die auch des Deutschen nicht mächtige Freunde in den Genuss des Films kommen lassen möchten.

_______

Auf einer Skala von Hervorragend – Sehr gut – Gut – Okay – Mäßig – Schlecht
Film: Hervorragend (aber viel schwerer Pathos!)
Bild: Hervorragend (1.33:1 Full Screen)
Ton: Hervorragend (DD 5.1; stereo)
Extras: Sehr gut (Audiokommentar von Enno Patalas, Dokumentationen zu Film & Restaurierung, Fotogallerien u.v.m.)