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Die Ausgangssituation des Films ist so simpel wie faszinierend wie erschreckend wie pervers: Bubby (Nicholas Hope), ein Mann um die 30, lebt mit seiner Mutter (Claire Benito) in einem heruntergekommenen Ein-Zimmer-Appartment. Bubby hat die vier Wände seines Heims
Bad Boy Bubby ist der ultimative Debütfilm: dort, wo ein etablierter Filmemacher aufhören würde, weil es die Grenzen des guten Geschmacks und political correctness verbieten, macht Rolf de Heer einfach weiter. Wo in einem konventionellen Drama alles auf ein Ende hinauslaufen würde, in dem das irre und irrende Mannkind Bubby auf den Pfad der Tugend, Aufklärung und Erlösung finden würde, bleibt der Autor-Regisseur seiner persönlichen Überzeugung und seinem infantilen Protagonisten treu. Friss oder stirb. Die Welt und alle Menschen darin, deren Wege sich mit denen Bubbys kreuzen, müssen sich mit dem Außenseiter auseinandersetzen; ihn ins Herz schließen oder ausspucken. Eine weitere Alternative gibt es nicht, denn Bad Boy Bubby folgt keiner klassischen Erzählstruktur, die uns weismachen will, dass man einen von Geburt an über Jahrzehnte seelisch geschundenen Menschen jemals wieder in gängige gesellschaftliche Normen wird pressen können.
Seine ebenso verstörende wie bewegende Geschichte verpackt de Heer in großartige Cinemascope-Bilder, quasi als visueller Gegenpol zu den überwiegend klaustrophobischen und kargen Schauplätzen des Films. Seine Kamera macht auch aus kleinen Momenten großes Kino und unterstreicht die Isolation und das spätere Chaos, in dem Bubby herum stolpert. Wie ein endlos großes Schlachtfeld wirkt die kleine Gefängniswohnung, nachdem Bubby und seine Eltern dort gewütet und alles auseinander genommen haben. Bedrückend sind die Szenen, in der wir unseren Antihelden dabei beobachten, wie er sich seiner Unfähigkeit bewusst wird, ein geliebtes menschliches Wesen oder Tier vor Trauer, Krankheit oder Tod zu bewahren.
Bis zur finalen Einstellung des Films, die man entweder als sentimental-hoffnungsvollen Ausblick oder als in seiner Überzeichnung bitterbös ironischen Schlusspunkt betrachten kann, versteht weder Bubby die Welt noch verstehen wir Bubby gänzlich. Immer wieder werden amüsante Momente mit großer Tragik gebrochen, folgt auf eine neue Begegnung ein ebenso schneller Abschied. Die Handlung ist episodisch. Sie schlägt Haken, heißt neue Figuren willkommen und reißt Bubby nur Minuten später aus ihren Armen. Einerseits ist dies ein beinahe klassisches Problem von Independentfilmen wie Bad Boy Bubby, der über einen Zeitraum von mehreren Jahren produziert wurde und sich daher nicht den Luxus leisten kann, immer wieder auf die gleichen Darsteller zurück zu greifen. Andererseits kann man den konfusen Aufbau des Plots auch als Abbild von Bubbys Psyche betrachten. Immerhin betrachten wir alles durch seine Augen, weichen ihm niemals von der Seite. Und warum sollte man es dem Zuschauer einfach machen wenn es der titelgebende Protagonist so schwer hat?
Bad Boy Bubby ist uneingeschränkt zu empfehlen für alle am menschlichen Wahnsinn interessierten Filmfreunde, die sich an den teils expliziten Bildern (kein Film für Katzenfreunde!) und kleinen inszenatorischen Schwächen und narrativen Irrwegen nicht stören. Rolf de Heer und seinen furchtlosen Darstellern - und wenn ich sage furchtlos, dann meine ich furchtlos - Film ist ein faszinierendes Psychogramm; eine bitterböse Tragödie und lebensbejahende Komödie zugleich. Nicht jeder wird nach dem ersten Akt des Films noch den Wunsch verspüren, Bubby auf seinem weiteren Weg zu begleiten. Aber alle Mutigen unter euch, die die Reise wagen, wird der Film belohnen.
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